Weißbindiger Mohrenfalter besiedelt LIFE-Entwicklungsfläche

Auf einer Waldumwandlungsfläche im obere Orketal bei Elkeringhausen, wo nach Abtrieb eines Fichtenbestandes nun im LIFE-Projekt eine Grünlandfläche wiederentwickelt wird, hat sich der seltene Weißbindige Mohrenfalter (Erebia ligea) eingefunden.

Dieser seltene Falter ist eine echte Bergland-Art und in NRW stark gefährdet (RL 2). Neben einer Population im Diemel- und Hoppecketal bei Marsberg-Padberg und Messinghausen ("Padberger Schweiz") sind im Umfeld des LIFE Projekts nur Vorkommen im mittleren Orketal und dessen Nebentälchen oberhalb von Medebach-Medelon sowie (seit Untersuchungen des LIFE Projekts 2015) im Neger-Talsystem (zwischen Altastenberg und Siedlinghausen) bekannt.
Bei den Grundlagen-Untersuchungen zu Projektbeginn  2011 wurde deshalb gezielt nachgeforscht, ob das lokale Verbreitungsgebiet im Orkeltal auch das LIFE-Projektgebiet an der oberen Orke bei Elkeringhausen erreicht. Es wurden damals dort aber keine Falter festgestellt.

Den Lebensraum im Orketal bilden schmale Grünland-Täler in der bewaldeten Mittelgebirgslandschaft. Sie sind geprägt von einem räumlich und zeitlich vielfachen Wechsel kühler und warmer Temperaturverhältnisse. Neben Kaltluft, die in den überwiegend stark beschatteten Talsenken von den Hochlagen des Rothaargebirges abfließt, kommt es an sonnenexponierten Talrädern von dem Waldrand zum Anstau warmer Luft. Hier sind die Falter dann im Juli vor allem an violetten Korbblültern wie Kratzdisteln und Wasserdost zu beobachten.
Für den Weißbindigen Mohrenfalter wie auch für Kaisermantel, Großem Perlmutterfalter und andere sind die Grünlandtäler im Sauerland wichtige Offenland-Verbundsyteme. 
Über Jahrhunderte waren die Bachauen ein reich verzwiegtes Adernetz aus offenem Grünland. Mit der Aufforstung vieler Talräume mit Fichten (im Wesentlichen seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) wurde die Durchgängigkeit der Talräume vielerorts gestört. Falter, die auf den Individuenaustausch zwischen ihren Teilpopulationen angewiesen sind, verschwanden in vielen Landschaftsteilen, da sie in den isolierten Grünland-Abschnitten nicht überlebensfähig sind.

Vom Ei bis zum  Falter benötigt die Art zwei Jahre Entwicklungszeit. In größerer Zahl sind Falter nur in jedem zweiten Jahr anzutreffen - im Sauerland offenbar in ungeraden Jahren.

Auf der Entwicklungsfläche bei Elkeringhausen wird durch die LIFE-Maßnahmen eine Weidefläche in der Aue des Orkebaches wiederhergestellt. Den unterschiedlichen Standortverhältnissen entsprechend werden sich nach den LIFE-Maßnahmen verschiedene Pflanzenbestände auf engem Raum entwickeln: Quellfluren, Weiderasen mit Arten der Bergwiesen bis hin zu wechselfeuchten Borstgrasrasen. Als Nektarquelle für den Mohrenfalter werden bachbegleitende Hochstaudensäume, als Raupen-Lebensräume Altgras-Säume am Hangfuß entstehen.